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Die Chalkidiki ist eine Halbinsel in Nordgriechenland mit drei „Fingern“ – Kassandra, Sithonia und Athos – die für ihre Strände, Buchten und das klare Meer bekannt ist. Sie vereint lebhafte Ferienorte, ursprüngliche Landschaften und das abgeschottete Mönchsgebiet Athos. Bereits 2018 waren wir auf Kassandra, dem westlichen „Finger“ der Chalkidiki (den Reisebericht dazu findet ihr HIER), im Spätsommer ging es 2024 auf den mittleren Finger, nach Sithonia. Nach zweifelhaften Urlaubserlebnissen 2023 auf unserer ehemaligen Lieblingsinsel Thassos wollten wir ein anderes griechisches Reiseziel ausprobieren. Durch schulpflichtige Kinder sind wir leider mittlerweile an die Schulferien (Bayern) gebunden, was erschwingliche Ziele für eine Familie schnell reduziert. Kurze Flugzeit, schöne Bademöglichkeiten und griechisches Flair, wieso nicht nochmal Chalkidiki versuchen? Bereits 2018 stellen wir fest, dass Kassandra viel touristischer ist als andere Regionen Griechenlands und es nur wenig zu entdecken gibt. Die Entscheidung fiel also auf den mittleren Finger, Sithonia. Wieso? V.a. wegen der landläufigen Aussage Sithonia sei eine touristisch eher wenig erschlossene Halbinsel. Die grüne Mitte der Chalkidiki, verzaubert mit unberührten Buchten, langen Sandstränden und dichten Pinienwäldern. Hügelige Landschaften, traditionelle Dörfer und kristallklares Wasser würden Sithonia zum idealen Rückzugsort abseits des Massentourismus machen.

Nikiti – das Einfallstor für den Massentourismus

Blick auf den alten Teil von Nikiti

Hört sich super an, oder? Bereits bei der Anreise vom Flughafen in Thessaloniki (über zwei Stunden) zu unserem Hotel in Nikiti mussten wir beim Blick aus dem Fenster ernüchternd feststellen, dass die Naturidylle v.a. aus touristischen Blechlawinen und zugemüllten Straßenrändern besteht. Sorry, wenn ich das so drastisch sagen muss, aber in die Chalkidiki erscheint mir v.a. auf maximalen Profit ausgelegt zu sein. Die Infrastruktur kann nur bedingt mit den Touristenmassen Schritt halten, was sich v.a. in Vermüllung der Natur und vollen Straßen offenbart. Wer auf Sithonia, zu ihrer wilden Natur und zu ihren wunderschönen Buchten will, der muss durch Nikiti. Auf der Hauptstraße staut es sich regelmäßig. Als Fußgänger ist es schon fast lebensgefährlich sich in der Nähe davon zu bewegen (ich kam auf die grandiose Idee vom Hotel Geranion Village zum nächstgelegen Lidl zu laufen für ein paar Besorgungen). Genau wie Thassos ist die Chalkidiki mittlerweile ein beliebtes Ziel für Autotouristen aus Rumänien, Bulgarien, Serbien und Co. Die Straßen sind also voll, die Ortschaften sind voll und die Strände sind voll, selbst Anfang September. Rücksicht auf die Natur? Meistens leider Fehlanzeige.

Nikiti selbst besteht aus einem alten Teil, der sich an einen Hang schmiegt und einen neuen Teil, der sich in Küstennähe ausbreitet. Der neuere Teil: Super touristisch, mit allem was der einfach gestrickte Urlauber erwartet. Restaurants, Bars, Cafés, Eisdielen, Geschäfte. Beschallung und bunte Lichter am Abend. Menschenmassen die sich die Strandpromenade auf- und abschieben. Für uns hat das nur wenig mit einem griechischen Urlaubserlebnis zu tun. Etwas griechischer geht es im alten Teil Nikitis zu. Hier wurden und werden viele Häuser liebevoll renoviert, während teils verfallene Häuser noch in einem Dämmerschlaf mittendrin stehen – darauf wartend von einem Investor mit dem nötigen Kleingeld geweckt zu werden. Ein Spaziergang hinauf zur Kirche ist eine willkommene Abwechslung zur touristischen Schocktherapie im neuen Teil des Ortes.

Der Hotelstrand liegt sehr weit südlich und damit in einem ruhigen Teil des Strandes. Das Wasser ist glasklar, der Strand fällt nur sehr sanft ins Meer ab und macht das Baden für Kinder zu einem echten Vergnügen. An sich in der Strand schön, aber bei genauem Hinsehen fallen einem wieder die üblichen Mängel auf: Zigarettenkippen, verschmutzter Sand – hier kümmert sich kaum jemand oder vielleicht nur sehr selten. Ein weiteres Übel lässt einem auch in der Strandidylle nicht los: Autotouristen, die am liebsten gleich bis zum Sonnenschirm fahren würden. Durch Stichstraßen erreicht man nämlich die vordersten Strandreihen „bequem“ mit dem PKW. Das wird natürlich auch genutzt, vielleicht auch um seinen teuren Stadtpanzer (SUV) zu präsentieren.

Rundfahrt um Sithonia

Über die Küstenstraße lässt sich Sithonia mit dem Mietwagen sehr gut umrunden und erkunden. Genau dies war bei für einen Tagesausflug nach Erhalt des Mietwagens unser Vorhaben – immer mit dem Wunsch den Touristenmassen zu entfliehen. Und ja, je weiter man Richtung Süden fährt, desto ruhiger wird es. Aber die vielfach propagierte Einsamkeit und Naturbelassenheit Sithonias konnten wir leider auch hier nicht finden.

Wir starteten unsere Fahrt am Geranion Village und machten uns auf, die Halbinsel Sithonia zu erkunden. Unser erster Halt war Toroni, ein charmantes Küstendorf mit langer Geschichte. Die kleine Uferpromenade und die Überreste der antiken Festung verleihen dem Ort eine besondere Atmosphäre, während der Strand zum Verweilen einlädt. Die Gegend südlich von Toroni bietet interessante Wanderrouten zu antiken Überresten, wie der Akropolis von Toroni. Ich machte mich zu einem kurzen Abstecher auf den Weg, kehrte aber nach vielleicht zwei Kilometern wieder um: Die Sonne war so erbarmungslos und der Schatten so dürftig, dass ich mich zur Rückkehr entschied. Eine richtige Wanderung muss bei solchen Temperaturen geplant sein: Ohne Sonnenschutz und genügend Wasser kann ein solches Vorhaben schnell böse ausgehen. Für Frühjahr und Herbst aber sicherlich eine tolle Wandergegend.

Weiter ging es nach Porto Koufo, dem tiefsten natürlichen Hafen Griechenlands. Umgeben von steilen Klippen ist das Wasser hier ruhig und ideal zum Fotografieren der beeindruckenden Küstenlandschaft.

Für eine Pause steuerten wir die Taverne Panorama Kalamitsi an. Direkt neben der Straße, hoch oben im bergigen Hinterland östlich von Kalamitsi, genießt man hier traditionelle griechische Gerichte bei einem herrlichen Blick aufs Meer und den heiligen Berg Athos. Ein Stop an dieser Taverne lohnt sich gleich mehrfach.

Anschließend besuchten wir Paralia Sikias, den Küstenort von Sykia. Der lange Sandstrand, umgeben von Pinien und kleinen Tavernen, lädt zum Schwimmen und Entspannen ein und vermittelt noch einen Hauch von ursprünglicher Küstenidylle, wenngleich auch hier nicht wenige Toursiten anzutreffen sind.

Den Abschluss bildete Sarti, ein lebendiger Küstenort mit Sandstränden und einer belebten Promenade. Hier spürt man das bunte Treiben der Urlauber und die lokale Gastronomie – ein schöner Ort für einen entspannten Spaziergang am Abend.

Nach gut 100 km sind wir wieder zurück in unserem Hotel.

Rundfahrt in die ländlichere Chalkidiki und zur Halbinsel Athos

An einem weiteren Tag erkundeten wir die ländlichere Seite der Chalkidiki. Unser erster Stopp war der Aristoteles Park bei Stágeira, dem Geburtsort des berühmten Philosophen. Der Park ist ein interaktives Freiluftmuseum, das Wissenschaft, Philosophie und Natur miteinander verbindet – von physikalischen Modellen bis zu geometrischen Experimenten kann man hier Aristoteles’ Ideen hautnah erleben. Auch für Kinder gibt es hier viel zu entdecken. Wir hatten den Park fast für uns allein, eine willkommene Abwechslung zum Trubel von Nikiti.

Weiter ging es nach Olympiada, ein ruhiger Küstenort mit langem Sandstrand und entspannter Atmosphäre. Hier spürt man noch das ursprüngliche Flair der Region, abseits der stark frequentierten Touristenzentren.

Den Abschluss bildete eine Fahrt auf die Halbinsel Athos bis zum Ort Ouranoupoli, dem Tor zum Heiligen Berg Athos. Ouranoupoli beeindruckt mit Klosterarchitektur, kleinen Tavernen und einem Blick auf das abgeschottete Mönchsgebiet – ein Ort, an dem Geschichte, Spiritualität und Meerblick auf besondere Weise zusammenkommen.

Ouranoupoli

Die Strände von Sithonia

Naturnahe, ruhige Strände

  • Kavourotripes – Kleine Buchten, kristallklares Wasser, umgeben von Felsen und Pinien. Ideal zum Schnorcheln und Entspannen.
  • Kriaritsi – Weniger besucht, Sandstrand mit türkisfarbenem Wasser, perfekte Abgeschiedenheit.
  • Tristinika – Sand- und Kiesstrand, Pinienwald am Ufer, sehr ruhig und naturnah.
  • Karydi Beach (bei Vourvourou) – Feiner weißer Sand, ruhiges türkisfarbenes Wasser, natürlicher Schatten durch Pinien, ideal für einen entspannten Tag in der Natur. Kann aber unserer Erfahrung nach sehr voll werden.

Strände mit leichter touristischer Infrastruktur

  • Vourvourou – Mehrere kleine Buchten zwischen Inselchen, flaches Wasser, familienfreundlich, deutlich lebhafter.
  • Kalamitsi – Langer Sandstrand, seichtes Wasser, einige Tavernen in Strandnähe, gut für Familien.

Strände mit ausgeprägtem Tourismus

  • Sarti / Paralia Sykias – Langer Sandstrand direkt am Ort, Strandliegen, Bars und Tavernen, lebendig und touristisch.

Fazit

Sithonia gilt in vielen Reiseführern noch als ruhige, naturbelassene Halbinsel – doch mein Eindruck war ein anderer. Die Strände waren selbst Anfang September noch voll, vor allem durch Autourlauber aus Serbien, Bulgarien und Rumänien. Orte wie Nikiti oder Sarti wirken längst wie klassische Ferienzentren, mit Promenaden, Strandbars und dicht an dicht stehenden Ferienwohnungen. Natürlich hat die Halbinsel landschaftlich viel zu bieten – das klare Wasser, die Pinienwälder und kleine Dörfer im Hinterland sind sehenswert. Wer aber mit der Erwartung kommt, hier eine stille Rückzugsoase zu finden, dürfte enttäuscht sein. Etwas mehr Glück mit der Ruhe sollte man im Frühling und Herbst (ab Oktober) haben.

Empfehlung für einen Reiseführer: Michael Müller Chalkidiki.


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