Heute wollen wir eine ganz spezielle Landschaft im Nationalpark Bayerischer Wald erkunden, den sogenannten Klosterfilz und Großen Filz. Wir starten unsere Rundtour gegen Mittag am Parkplatz Diensthüttenstraße, es ist Ende Juni, die Sonne lacht und die Temperaturen sind hier auf ca. 800m ü.N. angenehm warm. Lockere Wolken ziehen über den Himmel, die uns später noch einen kurzen Regenguss bringen werden. Vor uns liegt kein Gipfel und keine markante Erhebung – vielleicht sind auch deshalb keine anderen Wanderer unterwegs. Dabei zählen die Filze, niederbayerisch für Hochmoore, zu den ganz besonderen Lebensräumen für seltene Tiere und Pflanzen im Nationalpark, was sie wiederum für den Wanderer und Naturliebhaber eigentlich mehr als interessant macht. Während die Filze (mit den Schachten) um Buchenau nur schwer erreichbar sind und mit relativ lagen Fußmärschen einhergehen, sind der Klosterfilz und der Große Filz auf einem Rundweg an mehreren Stellen zugänglich. Das macht den etwa 12 km langen Weg ohne nennenswerte Anstiege auch für eine Familienwanderung mit Kindern interessant.
Gleich nach dem Überqueren der Straße steigen wir ein auf den barrierefreien Erlebnisweg Großer Filz (Kennzeichnung Libelle), der uns teils über Bohlenwege durch den Filzwald an den Rand des Großen Filz und Klosterfilz bringt. Der anfänglich dichte Wald öffnet sich zu einer freie Moorlandschaft mit Gräsern und Moosen sowie vereinzelten kleinen und großen Laub- und Nadelbäumen und den für Moore typische Wasserstellen, den Mooraugen. Nur wahre Überlebenskünstler sind an diesem Ort anzutreffen, den Pflanzen steht nur das Regenwasser zur Verfügung, Nährstoffquellen sind rar. Selbst im Sommer sinken die Temperaturen nicht selten unter 0°C, weshalb hier an Reptilien nur die Waldeidechse und die Kreuzotter überleben.
Traumhafte, schon fast mystische Pfade führen uns auf Bohlenwegen mit der Kennzeichnung Kreuzotter durch das Moor, kein anderer Wanderer weit und breit. Wir genießen die Eindrücke, bestaunen die Pflanzen- und Tierwelt und verlassen nach knapp 2km die Idylle, um auf einem Schotterweg weiter Richtung Riedlhütte zu gehen. Vorbei am eindrucksvollen Werk des Bibers – er hat hier einen kompletten Bereich durch mehrere Stauwerke überflutet – führt uns der Rundweg über den Triftweg durch Riedlhütte zum Alten Triftkanal. Dort geht es entlang der Großen Ohe zu einem für Kinder besonders interessanten Stelle: Einem Goldwaschplatz.
Leider blieb der große Goldfund aus, weshalb wir uns über einen weiteren Bohlenweg Richtung Wolfsgrubenfilz und Bärenloch aufmachen. Beide Namen und auch über Infotafeln erklärte Legenden, zeugen davon, dass hier vor ihrer Ausrottung Wölfe und Bären unterwegs waren. Die Wolfsgrube und das Bärenloch spielen auf Methoden an, die Bewohner anwandten, um die Tiere zu fangen.
Nach etwa der halben Strecke muss etwa ein Kilometer über die wenig befahrende Landstraße zurückgelegt werden, bevor der Wanderweg wieder in den Wald wechselt. Über Guglöd geht es zurück zum Wanderparkplatz. Bevor wir diesen jedoch erreichen, queren wir über eine hölzerne Brücke die Große Ohe, die den Filz durchfließt und die wir am Alten Triftkanal bereits kennenlernen durften.
Ein abwechslungsreiche Tour durch einen ganz besonderen und leider bedrohten Lebensraum liegt hinter uns. Helft mit, diese einmaligen Landschaften zu schützen und hinterlasst keinen Müll, nehmt keine Pflanzen oder gar Tiere mit – nachfolgende Generationen werden es euch danken!
Tourdaten
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Der Nationalpark Bayerischer Wald
Der Nationalpark Bayerischer Wald, gegründet 1970, ist Deutschlands erster Nationalpark und bekannt für sein Motto „Natur Natur sein lassen„, wodurch sich ungestörte Urwälder entwickeln können. Er schützt eine vielfältige Flora und Fauna, einschließlich seltener Arten wie dem Luchs und dem Auerhahn, und fördert die natürliche Waldentwicklung durch das Vorhandensein von Totholz und unberührten Lebensräumen. Der Park bietet ein umfangreiches Netz an Wander- und Radwegen sowie Umweltbildungsprogramme und Forschungsprojekte, die das Bewusstsein für Naturschutz stärken. Durch die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Nationalpark Šumava in Tschechien trägt er zu einem grenzüberschreitenden Schutz großer zusammenhängender Ökosysteme bei.